Rosarote Brille oder Weltuntergang?

22.08.2025

Wie deine Persönlichkeit deine Realität färbt

Gleiche Seiten, andere Wirklichkeit – wie unsere Persönlichkeit unsere Realität schreibt:

Stell dir vor, du hältst ein 90-seitiges Dokument in der Hand.
Objektiv gesehen: Papier, Tinte, 90 Seiten.
Aber wie viele Wörter darin stecken, hängt davon ab, wie du misst: Schriftgröße, Zeilenabstand, Ränder. Mal sind es 27.000, mal 45.000 Wörter – die "Wahrheit" verändert sich mit der Brille, durch die wir schauen.

Genau so funktioniert unsere Persönlichkeit.

Persönlichkeit als "Layout unserer Wirklichkeit"

Die Psychologie zeigt immer deutlicher: Unsere Persönlichkeit ist nicht nur eine Eigenschaft, sie ist ein Filter, durch den wir die Welt wahrnehmen.

  • Ein hoher Neurotizismuswert? Dann wirkt das Leben schnell voller Sturmwolken, kleine Probleme wachsen zu großen Dramen.

  • Hohe emotionale Stabilität? Plötzlich erscheint dieselbe Situation nur wie ein kleiner Regenschauer, der gleich vorüberzieht.

  • Extraversion? Der gleiche Abend im Restaurant wird zum Fest der Begegnungen.

  • Introversion? Für dich könnte es eher eine Herausforderung sein – oder ein stiller Genuss im Hintergrund.

Studien bestätigen: Wir erschaffen unsere Realität

Forschungen im Rahmen des Big-Five-Persönlichkeitsmodells (z. B. John & Srivastava, 1999; McCrae & Costa, 2008) zeigen, dass Persönlichkeitseigenschaften direkt damit zusammenhängen, wie wir Emotionen erleben, Beziehungen gestalten und unser Wohlbefinden einschätzen.

Man könnte sagen:
Wir alle leben auf denselben 90 Seiten – aber wie viele Wörter wir darin sehen, hängt von unserer Persönlichkeit ab.

Happy Aging bedeutet: die eigene Brille kennen

Für ein erfülltes Leben im Sinne von Happy Aging ist es entscheidend, sich seiner Brille bewusst zu werden:

  • Erkenne, ob deine "innere Alarmanlage" (Neurotizismus) zu fein eingestellt ist.

  • Erlaube dir, die Perspektive zu wechseln – manchmal reicht schon eine kleine Veränderung im Blickwinkel.

  • Humor hilft: Wenn die Seite mal voller Dramen wirkt, darf man sich daran erinnern, dass es auch die Sonnenseite gibt.

Denn: Wir können nicht immer bestimmen, wie viele Seiten das Leben uns gibt – aber wir können entscheiden, wie wir sie lesen.