Vertraue deinem Leben
Vertrauen - Die Brücke zu Dir selbst und der Welt
Heute widmen wir uns einem zentralen Thema des Lebens: Vertrauen. Was ist Vertrauen, und warum ist es so essenziell – nicht nur in unseren Beziehungen, sondern auch für uns selbst? Und wie hängt Vertrauen mit Selbstvertrauen zusammen? Wir schauen uns neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und psychologische Hintergründe an und sprechen darüber, wie auch das Konzept des Urvertrauens in diesem Kontext verankert ist.

1. Was ist Vertrauen?
Vertrauen ist die Überzeugung, dass jemand oder etwas zuverlässig, ehrlich oder sicher ist. Es entsteht, wenn wir davon ausgehen, dass unser Gegenüber – oder auch wir selbst – in bestimmten Situationen stabil und positiv reagieren werden.
Im Kern von Vertrauen stehen zwei Aspekte:
- Zwischenmenschliches Vertrauen: Die Fähigkeit, anderen zu vertrauen.
- Selbstvertrauen: Die Fähigkeit, auf die eigenen Fähigkeiten, Entscheidungen und Stärken zu vertrauen.
Beide Aspekte bedingen sich gegenseitig: Wer sich selbst vertraut, fällt es leichter, auch anderen zu vertrauen – und umgekehrt.
2. Selbstvertrauen: Die Basis für Vertrauen in andere
Studien zeigen, dass Selbstvertrauen entscheidend ist, um Vertrauen zu anderen aufzubauen. Der Psychologe Albert Bandura, Begründer der Theorie der Selbstwirksamkeit, hat herausgefunden, dass Menschen mit einem starken Glauben an ihre eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern, auch in sozialen Kontexten stabiler agieren.
Neuere Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft stützen diese Theorie:
• Forscher der Universität von Oxford haben 2023 gezeigt, dass das Gehirn bei Menschen mit hohem Selbstvertrauen aktiver in Arealen ist, die für emotionale Resilienz und Problemlösungsfähigkeit zuständig sind.
• In Tests, bei denen Teilnehmende Risiken einschätzen mussten, war Selbstvertrauen ein Schlüsselfaktor für die Bereitschaft, Vertrauen in andere zu setzen. Es zeigte sich, dass das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten Ängste und Unsicherheiten reduziert, was wiederum offener für Kooperation macht.
3. Urvertrauen als Fundament
Ein besonderes Konzept, das eng mit Vertrauen und Selbstvertrauen verbunden ist, ist das Urvertrauen. Der deutsche Psychoanalytiker Erik H. Erikson prägte diesen Begriff in seiner Entwicklungspsychologie.
Urvertrauen entsteht in der frühen Kindheit, meist in den ersten Lebensmonaten. Es entwickelt sich, wenn ein Baby die Erfahrung macht, dass seine Bedürfnisse – wie Nahrung, Nähe und Schutz – zuverlässig erfüllt werden. Dieses Grundvertrauen in die Welt bildet die Basis für spätere zwischenmenschliche Beziehungen und das Selbstvertrauen.
Fehlt dieses Urvertrauen, können Menschen Schwierigkeiten entwickeln, anderen oder sich selbst zu vertrauen. Interessant ist dabei, dass es auch später im Leben möglich ist, Urvertrauen wieder aufzubauen, zum Beispiel durch stabile Beziehungen, Therapie oder Achtsamkeitspraktiken.
4. Wissenschaftliche Studien zu Vertrauen und Selbstvertrauen
Eine Studie der Stanford University aus dem Jahr 2022 untersuchte, wie sich Vertrauen und Selbstvertrauen gegenseitig beeinflussen:
• Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen neigen dazu, positiver auf die Handlungen anderer zu reagieren und sind weniger misstrauisch.
• Umgekehrt wirkt sich ein hohes Maß an Vertrauen in andere positiv auf das Selbstvertrauen aus, weil wir durch gegenseitige Bestätigung lernen, dass unsere Einschätzungen richtig sind.
Ein weiterer Punkt ist die Rolle von Neurotransmittern wie Oxytocin. Oxytocin wird oft als "Vertrauenshormon" bezeichnet. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, bei denen Oxytocin ausgeschüttet wird – sei es durch körperliche Nähe, Freundlichkeit oder Achtsamkeit – leichter Vertrauen aufbauen können, sowohl zu anderen als auch zu sich selbst.
5. Vertrauen und Selbstvertrauen im höheren Lebensalter
Mit zunehmendem Alter verändern sich sowohl das Vertrauen in andere als auch das Vertrauen in uns selbst. Lebensphasen wie der Übergang in den Ruhestand, körperliche Veränderungen oder der Verlust nahestehender Menschen können Unsicherheiten auslösen – aber sie bieten auch die Chance, Vertrauen auf neue Weise zu erleben.
Herausforderungen des Vertrauens im Alter
Im höheren Lebensalter sehen sich viele Menschen mit Situationen konfrontiert, die das Vertrauen in sich und andere beeinflussen können:
• Verlust von Kontrolle: Gesundheitliche Einschränkungen oder der Verlust von Unabhängigkeit können das Selbstvertrauen erschüttern.
• Soziale Veränderungen: Der Tod von Partnern, Freunden oder der Rückzug aus dem Berufsleben können das Vertrauen in soziale Netzwerke und die eigene Rolle in der Gesellschaft beeinträchtigen.
• Angst vor Betrug: Studien zeigen, dass ältere Menschen häufiger Opfer von Betrugsmaschen werden. Dies kann dazu führen, dass sie misstrauischer werden und ihr Vertrauen in andere schwindet.
Stärken des Vertrauens im Alter
Gleichzeitig gibt es viele positive Entwicklungen:
• Ältere Menschen haben oft reichhaltige Lebenserfahrungen, die ihnen helfen, auf ihre Resilienz und Problemlösungsfähigkeiten zu vertrauen. Sie wissen, dass sie schwierige Situationen in der Vergangenheit gemeistert haben, was ihnen auch in der Gegenwart Halt gibt.
• Emotionale Weisheit: Forschungen, z. B. von der American Psychological Association, zeigen, dass ältere Erwachsene oft eine größere emotionale Stabilität besitzen und gelassener auf Herausforderungen reagieren. Diese Gelassenheit stärkt das Vertrauen, dass die Dinge sich fügen werden.
Wie Vertrauen und Selbstvertrauen im Alter gefördert werden können
• Anerkennung von Erfahrungen: Sich die eigenen Lebensleistungen bewusst zu machen, kann das Selbstvertrauen stärken. Das Reflektieren von bewältigten Herausforderungen erinnert daran, dass man auch zukünftige Hürden meistern kann.
• Soziale Verbindungen pflegen: Enge Beziehungen zu Familie und Freunden fördern das Vertrauen in andere und geben Sicherheit. Besonders generationsübergreifende Kontakte können das Gefühl von Wertschätzung und Zugehörigkeit stärken.
• Neue Kompetenzen aufbauen: Ob es ein neues Hobby, Ehrenamt oder die Nutzung moderner Technologien ist – das Erlernen neuer Fähigkeiten stärkt das Vertrauen in die eigene Anpassungsfähigkeit.
• Sich öffnen: Gerade im Alter kann es schwerfallen, Vertrauen in neue Menschen zu fassen. Doch Offenheit für neue Beziehungen – sei es durch Nachbarschaftsinitiativen, Seniorengruppen oder Online-Communities – schafft Vertrauen und stärkt soziale Bindungen.
Der Kreislauf von Vertrauen im Alter
Interessanterweise berichten viele ältere Menschen von einer Art "innerem Frieden", der durch das Loslassen von Perfektionismus und Erwartungen entsteht. Diese Akzeptanz der eigenen Begrenzungen – körperlich wie emotional – führt zu einer neuen Form des Selbstvertrauens: dem Vertrauen darauf, dass es in Ordnung ist, nicht immer stark oder perfekt zu sein.
Zusätzlich zeigt eine 2024 veröffentlichte Studie der University of Michigan, dass Menschen im höheren Lebensalter oft ein größeres Urvertrauen ins Leben entwickeln, da sie über die Jahre gelernt haben, dass Krisen vorübergehen und die Welt auch in schwierigen Zeiten Bestand hat.
Vertrauen und Selbstvertrauen im Alter
stehen vor neuen Herausforderungen, können aber durch Erfahrungen, soziale
Verbindungen und Akzeptanz der eigenen Lebensrealität gestärkt werden. Es zeigt
sich, dass gerade im höheren Lebensalter ein tiefes Vertrauen in sich selbst
und ins Leben entstehen kann, das nicht auf Leistung, sondern auf Weisheit und
Gelassenheit basiert.
5. Wie können wir Vertrauen und Selbstvertrauen stärken?
Die gute Nachricht ist: Vertrauen und Selbstvertrauen sind keine festgelegten Eigenschaften. Sie können aktiv entwickelt werden:
• Selbstvertrauen stärken: Durch kleine, erreichbare Ziele und die bewusste Reflexion über eigene Stärken.
• Vertrauen in andere fördern: Indem man klare und ehrliche Kommunikation pflegt und sich öffnet – auch, wenn es Mut erfordert.
• Urvertrauen aufbauen: Achtsamkeitsübungen, Therapie oder tiefe Verbindungen zu vertrauenswürdigen Menschen können helfen, das ursprüngliche Gefühl von Sicherheit wiederzuentdecken.
Mein Fazit:
Vertrauen ist wie ein unsichtbares Netz, das unser Leben zusammenhält – es gibt uns Sicherheit, Stabilität und Mut. Indem wir uns selbst vertrauen, schaffen wir die Grundlage, auch anderen zu vertrauen. Und indem wir anderen vertrauen, lernen wir, uns selbst zu stärken.
Im nächsten Beitrag schauen wir uns an, wie Achtsamkeit eine Rolle spielt, um das Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Vorsicht zu finden. Bis dahin: Habt Vertrauen in euch – und ins Leben. Das ist Gold wert.